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Polizei-Funkstreifeneinsätze in Verkehrssachen |
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Aus: Dreher/Feltes: Notrufe und Funkstreifeneinsätze bei der Polizei - Eine
empirische Studie in drei Polizeidirektionen in Baden-Württemberg
5.7 Verkehrsunfallmeldungen und andere Verkehrsfälle
Von 1.033 Notrufen in Freiburg führten 966 Sachverhalte, die im
Zusammenhang mit dem Verkehr stehen, zu Funkstreifenwageneinsätzcn, d.h. 6% der Notrufe
konnten andersweitig "abgearbeitet" werden. Ein großer Anteil der
Ordnungswidrigkeiten sowie der Verkehrsstraftaten ist den Verkehrsunfällen mit Personen-
und/oder Sachschaden zuzuordnen. Im Bereich der Ordnungswidrigkeiten verbergen sich nach
Angaben der Freiburger Polizei eine Vielzahl von Fällen des behindernden Parkens. Dabei
geht es meist um Fahrzeuge, die Ein- und Ausfahrten, Ladezonen, Wendeflächen,
Rettungswege u.a. zuparken. In dem relativ großen Anteil der Ordnungswidrigkeiten am
Gesamtaufkommen der Verkehrsfälle drückt sich das Interesse der Bevölkerung an der
Verfolgung dieser Störungen aus. Im Lichte des gesamten polizeilichen Aufgabenspektrums
jedoch stellt dieser Sektor in seiner Wertigkeit eine nur untergeordnete Rolle dar. Das
Interventionsinteresse der Bevölkerung aber scheint in diesen Fällen zu den
polizeilichen Interessen und Maßstäben ambivalent zu verlaufen. Folglich scheint das
Ausmaß der persönlichen Betroffenheit in all ihrer Vielgestalt von Lebenssachverhalten
die Notrufquote nicht unerheblich zu beeinflussen, d. h. je mehr sich der Bürger selbst
in seinem sozialen Umfeld betroffen fühlt, desto eher greift er zum Telefon, um die
Polizei zur Intervention für seine eigenen interessen zu bemühen. Gleiches gilt auch
besonders im Bereich der Ruhestörungen und anderer Belästigungen, wobei nach den
vorliegenden Ergebnissen ein Stadt-Land Gefälle zu beobachten ist. In einem anonymen
sozialen Umfeld ist der Bürger eher geneigt, die Polizei zur Lösung seiner eigenen
persönlichen Interessen anzufordern als im Umfeld einer funktionierenden Sozialkontrolle,
in deren Bereich andere Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Unter den
Verkehrsstraftaten stellen die "Unfallfluchten", Verkehrsunfälle mit
Personenschäden, Trunkenheitsdelikte und Verkehrsgefährdungen das Gros der Delikte dar.
Die 67 "sonstigen" Verkehrsfälle nach Notrufen schlüsseln sich in Freiburg wie
folgt auf: Ausfall von Lichizeichenanlagen Gegenstände auf der Fahrbahn (einschließlich
Tiere), Ölspur, Fahrzeugpannen, Fahrzeugbrändc, Personen auf Fahrbahnen, defekte
Bahnschranke, fehlendes Verkehrszeichen, umgefallenes Verkehrszeichen, Sturmschäden an
Pkw, Schwertransportbegleitungen, Verkehrsüberwachung bzw. -regelung, Stauabsicherung,
Kollision mit Haarwild und ein Fall eines durch den Gemeindevollzugsdienst abgeschleppten
Fahrzeugs, das für den Besitzer nicht mehr auffindbar war.)
Die erhobenen Verkehrsfälle nehmen mit 28,5% aller Einsatzgegenstände im Alltagshandeln
der Polizei eine zentrale Rolle ein. Auch hier ist ein Stadt-Land Gefälle zugunsten einer
ansteigenden Verkebrsquote im ländlich strukturierten Raum erkennbar.
In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß die Tätigkeitsfelder des Freiburger
Verkehrsdienstes, sofern sie nicht in den Einsatzleitrechner eingestellt wurden, bei der
Erhebung unberücksichtigt blieben (zum Beispiel: Geschwindigkeitskontrollen,
Verkehrserziehungsmaßnahmen u.a.). Die Relation zwischen Notruf und Einsatz unterliegt
bei den Subkategorien keiner besonderen Veränderung. Die Ordnungswidrigkeiten nehmen
beispielsweise bei den Notrufen (70,2%) fast nahezu denselben Prozentsatz wie bei den
Funkstreifenwageneinsätzen (70,4%) ein (vgl. die folgenden Tabellen). Interessant ist
dabei die Tatsache, daß sich im Bereich des Verkehrs nur unwesentliche Unterschiede
zwischen der Klassifizierung des Notrufinhaltes und der später folgenden polizeilichen
Bewertung im Rahmen des Einsatzes ergeben. Tabelle 16: Verkehrsfälle nach Notrufen
Stadt |
Ordnungs-
widrigkeiten |
Verkehrsstraftaten |
Sonstige |
Calw |
90 (54,9%) |
49 (29,9%) |
25 (15,2%) |
Freiburg |
725 (70,2%) |
241 (23,3%) |
67 (6,5%) |
Ravensb./Weing. |
247 (61,8%) |
107 (26,7%) |
46 (11,5%) |
Gesamtzahl der
Verkehrsfälle in den
Städten |
164
Calw |
1.033
Freiburg |
400
Ravensburg/
Weingarten |
Tabelle 17: Verkehrsfälle bei Funkstreifenwageneinsätzen
Stadt |
Ordnungs-
widrigkeiten |
Verkehrsstraftaten |
Sonstige |
Calw |
72 (53,3%) |
49 (36,3%) |
14 (10,4%) |
Freiburg |
680 (70,4%) |
232 (24,0%) |
54 (5,6%) |
Ravensb./Weing. |
376 (68,2%) |
101 (18,3%) |
74 (13,5%) |
Gesamtzahl der
Verkehrsfälle in den
Städten |
135
Calw |
966
Freiburg |
551
Ravensburg/
Weingarten |
Unter "sonstiges" wurden bei den Notrufen und Einsätzen in Freiburg z.B.
folgende Sachverhalte genannt: Ausfall einer Lichtzeichenanlage,
Schwertransportbegleitung, zivilrechtliche Angelegenheiten, Pkw-Brand, Ölspur und andere
Gegenstände auf der Fahrbahn.
Unter der Zahl der Ordnungswidrigkeiten verbergen sich nach Angaben der Calwer Polizei,
wie auch in Freiburg festzustellen ist, viele Sachverhalte im Zusammenhang mit
behinderndem Parken. Im Verkehrssektor hat die Bevölkerung nach Angaben der Calwer
Polizeiführung ein hohes Interventionsinteresse, was auch die Zahlen des Notrufinputs und
der Aufgabenwahrnehmungen durch Polizeiemsätze mit Streifenwagen belegen. Von den 164
Notrufen von Verkehrsfällen führten in Calw 135 Sachverhalte zu
Funkstreifenwageneinsätzen. Damit konnten ca. 18% der Notrufe ohne Einsatz erledigt
werden.
551 Einsatzanlässe im Verkehrsbereich wurden während des Erhebungszeitraumes von den
beiden Polizeirevieren in Ravensburg und Weingarten erfaßt. Davon waren mindestens 400
Fälle notrufbedingt und die restlichen Fälle spiegeln das Ergebnis einer "eigenen
Wahrnehmung" wider. Bei den Verkehrsfallmeldungen durch Notrufe stehen
Ordnungswidrigkeiten mit 61,8% eindeutig im Vordergrund. Etwa ein Viertel (26,7%) aller
Notrufe haben eine Verkehrsstraftat zum Gegenstand und der Anteil "sonstige"
beläuft sich auf 11,5%. Wie schon ausgeführt, nimmt die Bearbeitung von Verkehrsfällen
in Ravensburg/ Weingarten eine zentrale Rolle ein. Der 50,l%ige Anteil der
Funkstreifenwageneinsätze im Verkehrsbereich unterstreicht das vermutete
Stadt-Land-Gefälle zugunsten einer ansteigenden Verkehrsquote im ländlich strukturierten
und einer zunehmenden Straftatenquote im urbanen Raum. Im Vergleich zu den Notrufen
verändern sich die Anteile der Ordnungswidrigkeiten, Verkehrsstraftaten und
"sonstigen" Verkehrsfällen bei den Funkstreifenwageneinsatzen nur unwesentlich.
Verschiebungen finden insbesondere bei den Verkehrsstraftaten statt, so reduziert sich der
Anteil bei den Funkstreitenwageneinsätzen von 26,7% bei den Notrufen auf 18,3% bei einem
gleichzeitigen geringen Anstieg der Raten für Ordnungswidrigkeiten und
"sonstige" Verkehrsfälle. Unter "sonstige" Verkehrsfälle wurden in
Ravensburg und Weingarten nachfolgende Ereignisse im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr
genannt: Lichtzeichenanlage ausgefallen, Gegenstand auf der Fahrbahn (Tiere, verlorene
Ladung etc.), Ölspur auf der Straße. Schwertransportbegleitung, Verkehrsüberwachung-
und Verkehrsregelung, Kollision mit Haarwild, Pkw-Brand,
Fahrzeugentstempelung, technische
Mängel am Fahrzeug. Pkw auf Frivatgetände, abgemeldetes Fahrzeug im öffentlichen
Verkehrsraum, Baumfällarbeiten, Straßenverschmutzung, Bahnschranke defekt und Schutz
privater Rechte.
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INFOBOX |
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Autor:
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Quelle:
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Bildquelle:
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Erstellt:
6. Juli 1998 |
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