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BRD 1972 |
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Versteckspiele
Wie die Polizei Jagd auf Verkehrssünder macht.
Hinter Hecken lauern Radargeräte, aus grauen Kästen blitzen Maßstrahlen, ein unscheinbar ziviler VW Passat entpuppt sich als Polizeiauto - die Augen des Gesetzes sind
zahlreicher und unauffälliger geworden. „Niemand kann uns zwingen, Radargeräte so aufzustellen, daß sie gleich jeder sieht", rechtfertigt Pressesprecher Manfred Langendorf vom hessischen Innenministerium die Praktiken der Polizei, die häufig Zündstoff liefern: Erzürnte Autofahrer beschweren sich über Radarkontrollen auf breiten Ausfallstraßen, andere finden bereits das Versteckspiel bedenklich.
Im Bemühen um perfekte Tarnung ihrer Gerätschaften scheut die Polizei weder Zeit noch Kosten. In Kiel
rüsteten Beamte in 400stündiger Arbeit einen weißen VW 412 in eine Super-Radarfalle um - mit verborgenem Gerät und versteckter Kamera im Scheinwerfer. In Braunschweig garantieren mit
Werbeaufscnriften getarnte VW Busse hohe Erfolgsquoten. Auf Straßen in Nordrhein-Westfalen, Bayern und in Berlin täuschten Radartrupps mittels
geöffneter Motorhaube und korrekt aufgestelltem Warndreieck Pannen vor.
Zugunsten hoher Fangquoten verzichtet die Polizei häufig sogar auf Bequemlichkeit. In Hessen und auf Münchner Stadtstraßen werden die schweren Radargeräte der eidgenössischen Präzisionsfirma Multanova
weit weg vom verräterischen VW Bus geschleppt und geschickt hinter Büschen und Hecken versteckt Komfortableres Versteckspiel dagegen
ermöglichen die handlichen MestarTraffipax-Radargeräte, die bereits im ganzen Bundesgebiet eingesetzt werden und die Im Bedarfsfall auf der Stoßstange eines Personenautos Platz finden. Ein
himmelblauer Mesta-Mercedes ist häufig auf limitierten Stücken der Sauerlandlinie zu finden, in
Baden-Württemberg stehen zivillackierte VW Passat und Mercedes diskret am
Straßenrand, und in Nordrhein-Westfalen ist eine aus 48 Ford Consul und
24 VW Bussen bestehende Meßflotte in neutralem Anstrich rund um die Uhr
tätig.
Bild: Superfalle - Radar im Licht
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INFOBOX |
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Autor:
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Quelle:
Auto, Motor und Sport 1972 |
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Bildquelle:
Auto, Motor und Sport 1972 |
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Erstellt:
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