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DDR - 1971 |
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Bild: Kontrollgruppenführer hinter dem Verkehrsradar
GESPRÄCHE AM RANDE DER FAHRBAHN
Wir begegnen ihnen Tag für Tag, den Genossinnen und Genossen unserer Verkehrspolizei. Obwohl wir alle durch
gemeinsame Rechtsvorschriften und Rechtspflichten verbunden sind, liegt uns nicht viel an einem Gespräch am Rande der Fahrbahn. Solcherart Gespräche beginnen mit der höflichen Vorstellung und enden meist mit einer Belehrung, die oft auch noch Spuren in der Geldbörse oder im Berechtigungsschein hinterlassen.
Wir jedoch suchten das Gespräch, und als Gesprächspartner wählten wir drei Berliner
Verkehrspolizisten. Den einen fanden wir als Regler auf seiner "Stammkreuzung", Schönhauser Ecke Dimitroff: VP-Hauptwachtmeister Josef Polok. Den anderen, VP-Obermeister Günther Zarembo, entdeckten wir als Kontrollgruppenführer hinter dem
Verkehrsader in der Rummelsburger Hauptstraße; schließlich kamen wir mit
VP-Hauptwachtmeister Dieter Esser auf seinem Funkkrad zusammen.
Bild: VP-Hauptwachtmeister Dieter Esser auf seinem Funkkrad
Wie sie sich das Verhalten der Kraftfahrer wünschten. wollten wir wissen. "Daß sie unsere Verkehrsgesetze
beachten", ist die erste Antwort des Reglers auf der Kreuzung. Und dann hat
Hauptwachtmeister Polok eine ganze Wunschliste auf dem Herzen: Ich wünsche mir. daß alle
Kraftfahrer zügig über unsere Kreuzung rollen, wenn wir ihre Fahrtrichtung freigegeben haben, und nicht dann erst den Gang suchen oder sich noch schnell eine Zigarette anbrennen ... Daß sie Spur fahren, ist noch lange nicht Selbstverständlichkeit geworden ... Anfänger sollten sich ruhig das A an das
Heckfenster kleben, dann können auch wir uns einstellen ... Noch etwas: Wir sehen
leider immer wieder Kinder auf den Vordersitzen, und Fahrer mit Sicherheitsgurten lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen ... «
Hauptwachtmeister Esser ist mit seinem Funkkrad als "Oberwacher" eingesetzt. Er muß nicht nur Ampeln und Verkehrszeichen kontrollieren, er greift auch helfend überall dort ein, wo es erforderlich ist. Sehr oft müssen wir Stauungen entwirren', meint er, obwohl verkehrsgerechtes Fahren solche Stauungen ebensooft nicht eintreten lassen würde." Auch Obermeister Zarembo wünscht sich mehr verkehrsgerechtes Denken von allen Kraftfahrern. "Der Idealzustand wäre natürlich, wenn wir außer der
Überwachung und Lenkung des Straßenverkehrs nichts weiter zu tun hätten.« Diesen Wunsch geben wir gern weiter, zumal Kontrollgruppenführer Günther Zarembo und Oberwacher Dieter Esser gewichtige Gründe dafür anführen. "Wenn wir
gegen Kraftfahrer wegen einer Rechtsverletzung einschreiten müssen. dann entsteht aus dem Fehlverhalten eines Kraftfahrers schließlich eine zusätzliche Behinderung für den Verkehr, und das
schafft nur neue Gefahrenpunkte . . ."
Drei Verkehrspolizisten sprachen wir am Rande der Fahrbahn. Höflich umgingen sie unsere Frage, ob es Schwierigkeiten gibt im Verhältnis
Verkehrspolizist - Kraftfahrer. "Natürlich muß ich mal mit der Trillerpfeife
auf meine Signale hinweisen", meint der Regelungsposten. Der Kontrollgruppenführer ergänzt die Meinung seines Genossen auf dem Funkkrad, daß Kraftfahrer auch zu feilschen anfangen, wenn es noch einem Fehlverhalten um Ordnungsgeld oder Stempeleindrücke geht. Doch letztlich liegt es an uns, mit Aufmerksamkeit auf jedem Meter zurückgelegter Fahrtstrecke und mit ständiger gegenseitiger Rücksichtnahme beizutragen, daß die Verkehrspolizisten praktisch nichts weiter
zu tun haben". Und das wäre weitaus mehr als ein Blumenstrauß zum Tag der Deutschen Verkehrspolizei am 1. Juli.
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INFOBOX |
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Autor:
Günter Kämpfel |
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Quelle:
Deutscher Straßenverkehr 6/1971 |
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Bildquelle:
Deutscher Straßenverkehr 6/1971 |
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Erstellt:
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